Aus Südafrika
» Begleitprogramm: FotoFactory.Lagos «
Die Kunst Südafrikas unterliegt in den letzten Jahrzehnten – bedingt durch den Übergang von einem autoritären Apartheids-Regime zu einer 1994 gewählten Demokratie – einem starken Wandel. Die Gruppen-Ausstellung im Kunsthaus gab mit Werken von Santu Mofokeng, William Kentridge sowie Banele Khoza aufschlussreiche Einblicke in die Facetten südafrikanischer Kunst.
Santu Mofokeng. Stories (Fotografie)
Der 1956 in Südafrika geborene und 2020 verstorbene Fotokünstler widmete sich seit Mitte der 1980er Jahre der Dokumentation von Geschichten, die sich am Rande seines Landes entfaltet haben: dem Leben von Familien, Farmpächtern und Arbeitern in den Townships. Im Gegensatz zu den aufsehenerregenden Bildern von Propaganda, Gewalt und Ungleichheit bauen Mofokengs Fotografien ein Verständnis des Alltaglebens während und nach der Apartheid betont indirekt und zurückhaltend auf. Als einem der wenigen schwarzen Fotografen, die in dem turbulenten Jahrzehnt vor dem Ende der Apartheid aktiv waren, war es Santu Mofokeng möglich, die peripheren südafrikanischen Gemeinschaften hautnah und von innen heraus zu beobachten. »Stories« war die erste Ausstellung in Deutschland, die einen vollständigen Bogen über Mofokengs drei Jahrzehnte lange Karriere spannte.
William Kentridge. Domestic Scenes (Radierungen)
William Kentridge wurde 1955 in Johannesburg geboren und ist einer der prominentesten zeitgenössischen Künstler Südafrikas. Er arbeitet in den Medien Zeichnung, Schreiben, Film, Performance, Musik und vielfach auch über deren Grenzen hinweg. Seine Kunst basiert auf Themen aus Politik, Wissenschaft, Literatur und Geschichte und lässt dabei oft Raum für Widersprüche und Unsicherheiten. Im Rahmen der Ausstellung im Kunsthaus wurde eine Auswahl seiner 54 Blatt umfassenden, frühen Serie “Domestic Scenes” (1980) präsentiert. Diese wichtige Folge von Radierungen, die er im Alter von 25 Jahren schuf, spiegelt nicht nur Einflüsse von Künstlern wie Matisse und Bacon wider, sondern auch Kentridges Denken und konzeptionelle Ansätze.
Banele Khoza. Diary Entries (Grafik)
Das komplexe Innenleben romantischen Begehrens und die Erweiterung des Begriffs von Männlichkeit sind Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung von Banele Khoza. Der 1994 in Swaziland geborene Künstler arbeitet in Johannesburg und hat dort 2018 das BKhz gegründet – einen Zusammenschluss von offenem Atelier, Projektraum und Galerie –, in dem neben ihm auch andere Künstler*innen seiner Generation wirken. Die Figuren in seinen Arbeiten markieren eine Suche nach zwischenmenschlicher Präsenz und Intimität in einer Zeit, die zunehmend von sozialen Medien geprägt ist. Die im Kunsthaus Göttingen gezeigte Ausstellung war die erste Bestandsaufnahme von Khozas Arbeiten, die in einem Ausstellungshaus außerhalb des afrikanischen Kontinents gezeigt wurde. Sie gab damit einen Einblick in die junge Generation der südafrikanischen Kunstszene.